Perlenkaufrausch in der Neuen Welt

Wie frau gutgelaunt viele $$ in bead shops, gem stores und trading posts ausgeben kann

Die Koffer sind längst ausgepackt, die Wäsche gewaschen, die Aktenberge im Büro beseitigt, Ostern gefeiert und die Fotos sortiert – nur auf meinem Arbeitstisch liegen noch die Anleitungen aus Santa Fe, die dort gefädelten Projekte ( mittlerweise wenigstens teilweise vollendet ), die vielen Geschäftskarten und die Tütchen und Behälter mit den neuen Perlen. Dies alles muss noch seinen Platz finden in meiner heimischen (sogenannten) „Perlenorganisation“. Alles will nochmals begutachtet, hin und her gelegt oder sogar spontan verarbeitet werden.    

Es ist kein Geheimnis, dass die USA ein Paradies für das Erstehen von Perlen aller Art und von Schmuckzubehör sind. Dies sieht man schon an der Werbung in der bead and button mit den entsprechenden Internetauftritten. Aber es gibt auch viele Geschäfte mit sehr umfassendem Angebot. Susan Lucas, die Besitzerin des „Sun Country Gems “  in Albuquerque, 303 Romero NW ( www.suncountrygems.com ),erzählte meiner Freundin Sylvia und mir, dass es allein in Albuquerque unglaubliche 29 (!!) Perlengeschäfte gäbe, drei davon Großhändler. Trotzdem könne sie von ihren Einnahmen gut leben.

Sie selbst bietet neben zahlreichem Zube-hör und vielen Halbedelsteinsträngen auch japanische Roccailles an. Als wir zu ihr kamen war sie gerade dabei, aus einer großen Toho-Lieferung viele kleine  

Röhrchen zu füllen. Da wir die einzigen Kunden waren, schwatzten wir noch über das Bead fest in Santa Fe, zu dem sie in diesem Jahr mal nicht reisen wollte und über ihr aktuelles Projekt, russian leafs.

 Nach einem Einkauf in nicht unerheblichem Umfang besichtigten wir weiter die old town plaza und stießen auf den „New Mexico Bead & Fetish“ shop gleich um die Ecke. Aus dem Angebot: Turquoise, Native American Carvings, Semi-precious beads, Beading Supplies, Findings, Coral, Swarovski Cristal, Fetish beads, Stirling silver ( www.nmbeadandfetish.com ).

Mir haben besonders die Zuni Fetische gefallen, kleine aus Halbedelsteinen geschnitzte Tiere. In diesem Geschäft gab es wunderbar zusammengestellte Ketten mit diesen Fetischen, die – wenn echt – ziemlich teuer sind. Eine mehrfach gefädelte Kette mit sorgfältig geschnitzten Fetischen kann 300 – 400 $ kosten. So begnügte ich mich mit einer kleinen geschnitzten Taube als Anhänger, verschiedenen Halbedelsteinsträngen und einigen schönen silbernen Verschlüssen.

 

Der Zuni Schmuck begegnete uns immer wieder auf unserer Fahrt nach Westen. Neben zahlreichen  Nationalparks hat New Mexiko auch verschiedenste Indianer Reservate, die oft noch über ein altes Pueblo verfügen. Dieses wollten wir im Zuni Pueblo besichtigen, mussten aber erfahren, dass die Führungen erst im April beginnen und individuelles Herumlaufen nicht erwünscht ist. So begaben wir uns aus lauter Frust – und da uns ein kostenloser Kaffee angeboten wurde – in das nächste geöffnete Juweliergeschäft, das wir erst Stunden später wieder verließen. 

 

Diese Arbeiten nennen sich needlepoint, sind sehr aufwändig in der Herstellung (und entsprechend teuer) und wunderschön.

 

 

 

 

Nachdem wir uns gründlich umgeguckt hatten erstanden wir – nach einem zweiten Kaffee und vielen beantworteten Fragen – sehr schöne silberne Armbänder mit eingelegten Türkisen, Korallen, Onyxen und Perlmutt und dazu gehörende Anhänger. 

In der Vorsaison hat man als einzige Kundin den unabweisbaren Vorteil der umfassenden Aufmerksamkeit des Verkaufspersonals. ( Hier Sylvia mit dem wirklich freundlichen Verkäufer, der sich über unser Interesse ehrlich freute. )

 

 

Eine wunderbare Erfahrung war auch der Besuch mehrerer Bastelkaufhaus-Ketten wie das „Hobby Lobby“ in Colorado Springs,  “ Michaels“ und „Jo Ann“ in Flagstaff oder „AC Moore“ in Rockville. Vergleichbar eigentlich nur mit unseren Baumärkten kann man dort alles zu den verschiedensten Handarbeiten, z.B. Nähen, Stricken, Malen oder Kartenbasteln etc. kaufen. Die Schmuckzubehör-Abteilungen nehmen einen großen Platz ein und bieten auch zahlreiche Sonderangebote. In vielen Zeitungen findet man Rabattcoupons. Ach, auch ich musste diese Gelegenheiten nutzen, was langsam zu Transportproblemen führte. Glücklicherweise war der Kofferraum unseres Mietwagens ausreichend dimensioniert.  

Einen weiteren feinen Perlenladen besuchten wir in Santa Fe: Gloriannas Fine Crafts. Hier hingen die wundervollsten afrikanischen Handelsperlen und Muschelperlen, lagen gewebte indianische Bänder und Stränge aller Art, gab es tschechische und japanische Perlen zu kaufen.

 

 

 

 

 

 

Die Besitzerin berichtete, dass sie das Geschäft von ihrer Mutter übernommen hat. In Anbetracht der bereits gekauften Mengen musste ich mich auf das Staunen und den Kauf von Delicas in dem Rot der schönen Landschaften des Südwestens beschränken. 

Wer die bead and button Zeitschrift hat, kann unter den Anzeigen verschiedener bead shops im Staat Maryland in Rockville die „Accents Beads“ in der 12112 Nebel Street finden.  Rockville ist der Wohnort meiner Freundin Sylvia und ein Besuch in der Nebel Street war obligatorisch und außerordentlich lohnend.

 Trotz der vielen Angebote, die ich schon gesehen hatte, konnte ich bei den Achatsträngen und den schönen Glasperlen ebensowenig nein sagen, wie bei den smaragdgrünen 15er hex cut und den Hämatitringen.

 

Als Fazit kann man festhalten, dass es generell in den amerikanischen Läden ein sehr reichhaltiges Angebot gibt, dass es wunderbar ist, die Farben direkt zu sehen, die Perlen anfassen und  Zubehör und Werkzeuge genau prüfen zu können. Auch die Preise sind – je nach Wechselkurs – moderat, aber nicht immer besonders günstig. Vieles kann man jedoch auch hier bei uns in Internet bestellen. Es ist mehr die ständige Möglichkeit des Direkt-Kaufens und das zum Teil übergroße Angebot, das fasziniert. Wirklich bahnbrechend Neues, das wir nicht bereits aus Büchern oder Zeitschriften kennen, konnte ich nicht entdecken.

Entdecken konnte ich jedoch meinen absoluten Lieblingsladen auf der ganzen Reise, der zwar kein großes Angebot hatte, aber einfach hinreißend war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur durch Zufall gelangten wir in Ranchos de Taos zu „Orr’s Trading Post “ neben der St.Francis de Asis church. Mr. Orr selbst erzählte uns, dass die trading post, also ein alter Handelsposten für den Handel mit den Indianern der Gegend, bereits von seinem Großvater betrieben worden sei. Gehandelt wurde das Kunsthandwerk der Indianer wiederum gegen Perlen, mit denen die Kleidung der Indianer verziert wurde, insbesondere für deren kulturellen Feste.

So war Mr. Orr bei unserem Besuch gerade dabei, einen Kopfschmuck aus Stachelschwein-borsten zu fertigen. Auch berichtete er, dass seine Tochter in Leipzig studiert hätte und er selbst auch schon in Deutschland gewesen wäre.

Faszinierend war die pitoreske Ansammlung von allerhand handgeflochtenen Körben, Pfeil und Bogen, Puppen ( ziemlich ungeordnet und zum Teil seit Großvater Orrs Tagen nicht mehr abgestaubt) und den Schachteln mit den verschiedensten, überwiegend tschechischen Perlen ( von der Decke hingen ein paar chinesische Stränge ). 

Einige davon waren bestimmt noch aus den zwanziger Jahren.

 

 

 

 

 

Dieser Laden war nicht so durchgestylt und vertriebstechnisch durchgeplant wie man das leider schon gewohnt ist. Preisschilder gab es nur wenige, das meiste hatte Mr. Orr im Kopf. Aber es ist auch angenehm, wenn das persönliche Gespräch mit dem Kunden genauso wichtig ist, wie das Verkaufen an sich. Man konnte sich sehr gut vorstellen, wie die indianischen Kunden ihre Ware mitgebracht hatten, um diese wiederum nach einigem Palaver und dem Austausch von Informationen gegen Perlen oder Zubehör für Schmuck zu tauschen.  Da Mr. Orr darüberhinaus ein sehr humorvoller Mann ist, hatten wir ein nettes halbes Stündchen und zogen beladen mit Perlen wieder ab. Er freute sich darüber offensichtlich auch – sowohl über den Verkauf als auch über seinen anschließenden Feierabend.

Demnächst mehr zu meinen Erlebnissen auf dem bead fest, see you – Susanne

 P.S. Werden die einzelnen Fotos angeklickt, vergrößern sich diese und es sind noch mehr Details zu erkennen. Die „Fotoumstände“ waren leider nicht immer optimal. 

 

 

 

 

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